Joachim Becker Nicht-Ich-Identitat

Annotation

Den Stcken Samuel Becketts (1906-1989) haftet noch immer der Hautgout von Krankheit, Verfall und Todesnhe an. Besonders die deutschsprachige Beckett-Rezeption scheint auf solche 'realistischen' Lesarten abonniert zu sein. Becketts frhe Hrspiele werden auch von einem Groteil der englischsprachigen Interpreten auf eine Reprsentationssthetik festgelegt, die das formale Innovationspotential der Stcke unterschtzt. Becketts Wirkungssthetik steuert die Publikumsreaktionen nicht nur minutis, sondern fhrt diese Manipulationen auch explizit vor. Im Zentrum dieser medialen Selbstreflexionen steht einerseits die Auseinandersetzung mit dem vorgesehenen Auffhrungsmedium der Texte. Andererseits fundiert das konzipierte Zusammenspiel zwischen Sprechern/Spielern und dem Publikum eine Form sthetischer Subjektivitt, die sich durch alle Stcke sowie Film- und Fernsehskripte zieht. In Einzeluntersuchungen der Stcke von "En attendant Godot" bis "Play" werden der formale Aufbau und die jeweils stckbestimmenden Spielregeln analysiert. Anhand der Genrewechsel zwischen Dramen, Hrspielen sowie Film- und Fernsehskripten kann unter Bezugnahme auf ausgewhlte Inszenierungen der medienspezifische Umgang mit Krper und Stimme dargestellt werden. Diese formalen Bausteine bilden eine variable Ausgangsbasis fr die Identifikationsversuche der Figuren/Stimmen und Rezipienten. Die entstehenden Formen sthetischer Subjektivitt beruhen auf dem Dualismus von Darstellung und Wahrgenommenwerden - Selbstdefinitionen eines denkenden oder fhlenden 'Ichs' sind in Becketts Stcken notwendig zum Scheitern verurteilt.